Engobierte Becher und Faltenbecher mit Karniesrand (Hees 2/Stuart 2) und ihre Derivate aus der Zivilstadt Carnuntum
Importe aus den gallischen und germanischen(?) Provinzen sowie Rätien und lokale und regionale Keramik
Abstract
Der vorliegende Beitrag gibt einen Überblick über die bis dato erfassten Fabrikate der engobierten Becher und Faltenbecher mit Karniesrand (Hees 2/Stuart 2) und ihrer Derivate aus Teilen der Zivilstadt (s. u.). Er ist einer Becherform gewidmet, die um 90 n. Chr. “the dominant vessel form for colour-coated fine ware beakers in the Rhineland, East and North Gaul and Britain” wurde. “It remained so until the end of the 2nd century.” Für Oberpannonien gilt das noch im größeren Ausmaße: hier blieb der Becher Hees 2 und seine Derivate noch im 3. Jahrhundert n. Chr. die dominanteste Form dieser Gattung. In Carnuntum sind die frühen Becher mit echtem Karniesrand (Taf. 1) – möglicherweise Importe aus Gallien und Germanien (?) – den späteren Formen – hauptsächlich Faltenbecher mit verschliffenem Karniesrand (Taf. 3) vermutlich lokaler/regionaler Herstellung – zahlenmäßig unterlegen. Die ersteren standen zeitweise im Mittelpunkt der Forschung, so dass manche Produktionen gut definiert und erkennbar (Argonnen-Ateliers, Trier, Köln), andere weniger nachvollziehbar (Jaulges, Sinzig) sind. Die regionalen und lokalen Produktionen sind dagegen wenig erforscht. Eine vorläufige Bewertung der Verbreitung der Becher Hees 2 und Derivate in Rätien, Noricum und Pannonien ergab ein schwaches Vorkommen entlang des südlichen Rätischen Limes, wie auch in den Gebieten östlich und südöstlich von Carnuntum mit einem Süd-Ost-Gefälle. Das massive Vorkommen von Derivaten in Carnuntum, aber auch in Vindobona, berechtigt zur Annahme einer lokalen Produktion.